Wildtier-Lexikon

Afrikanischer Wildhund

Wildhunde leben in Rudeln von sieben bis acht Erwachsenen und einigen Jungtieren. Steckbrief, Systematik, Aussehen, Fortpflanzung, Entwicklung, Lebensweise, Verhalten und Ernährung. Hätten Sie's gewusst?

Afrikanischer Wildhund
Das Märchen Hyänenhunde seien blutrünstige Tiere hält sich leider hartnäckig.© Thomas Brodmann / animals-digital.de

Steckbrief

  • Körperlänge: 75 - 100 cm
  • Gewicht: 15 - 30 kg
  • Lebenserwartung: bis zu 11 Jahre
  • Verbreitung: Afrika südlich der Sahara, mit Ausnahme der bewaldeten Gebiete
  • Lebensraum: Savanne
  • Artbestand: stark gefährdet

Systematik

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Familie: Hunde
  • Gattung: Lycaon (Hyänenhunde)
  • Art: Afrikanischer Wildhund (Lycaon pictus)

Aussehen

Der Name Lycaon pictus bedeutet "bunter Wolf" und deutet auf die Vielfarbigkeit des Fells hin. Es hat eine dunkle Grundfarbe, unterbrochen von gelbbraunen, weißen, ockerfarbigen oder schwarzen Flecken. Dieses individuelle Fleckenmuster dient dem gegenseitigen Erkennen im Rudel. Das Fell ist außerdem dünn und lang, und wird mit zunehmendem Alter spärlich. An seinem Kopf hat der afrikanische Wildhund auffallend große, leicht gerundete Ohren, die innen und außen mit weichem Fell besetzt sind. Seine Schnauze läuft spitz zu und ist überwiegend schwarz gefärbt. Im Bereich der Schnauzenspitze sind Tasthaare, die der Orientierung dienen. Das Gebiss des Tieres ist kräftig ausgeprägt und wichtig zum Zerreißen der Beute und zum anschließenden Zermahlen der Knochen. Mit seinen auffallend langen Beinen ist er der größte Wildhund der afrikanischen Savanne, wobei weibliche Tiere bis zu zehn Prozent kleiner und leichter sind als männliche Tiere.

Fortpflanzung und Entwicklung

Wildhunde leben in Rudeln von sieben bis acht Erwachsenen und einigen Jungtieren. Innerhalb des Rudels ist nur das Alphapärchen, das heißt die Leithündin und der Leitrüde paarungsberechtigt. Sie paaren sich in der ersten Jahreshälfte. Die Tragzeit der Hündin beträgt etwas elf Wochen. Es kommen durchschnittlich sieben bis zehn, gelegentlich 16 Junge zur Welt, die in verlassenen Erdferkel- oder Warzenschweinhöhlen geboren werden. Nach etwa drei bis vier Wochen beginnen die Jungtiere ihre ersten Erkundungen vor der Höhle. Sie werden dabei von den Eltern und von den Familienangehörigen des Rudels betreut. Geht das Rudel zur Jagd um neue Nahrung zu besorgen, bleiben drei Tiere als Babysitter zurück, um auf die Jungen aufzupassen. Im Alter von zehn bis zwölf Wochen trinken die Jungen keine Milch mehr, sondern ernähren sich von dem Fleisch, das die Erwachsenen von der Jagd nach Hause bringen. Nach drei Monaten gehören die Jungen zum Rudel.

Lebensweise und Verhalten

Wildhunde leben in ihrem Rudel harmonisch zusammen. Es gibt keinerlei Machtkämpfe. Kranke oder schwache Tiere werden innerhalb des Rudels nicht verstoßen. Sie werden von anderen Tieren mit Nahrung versorgt. Es gibt jedoch eine feste Rangordnung, die allerdings schwer zu bestimmen ist. Das Rudel wird von einer Leithündin geführt. In den kühlen Morgen und Abendstunden gehen sie auf die Jagd. Diese erfolgt kooperativ. Sie benötigen große, wildreiche Flächen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Außerdem besitzen afrikanische Wildhunde eine hervorragende Fähigkeit im Langstreckenlauf. Sie sind sehr ausdauernde und geduldige Hetzjäger. Bei der Jagd erreichen sie eine Durchschnittgeschwindigkeit von bis zu 60 km/h. Dadurch liegt die Erfolgsrate der Jagd bei 91 Prozent. Tagsüber sieht man die Wildhunde oft in schattigen Plätzen dösen. Bewaldete Gebiete, zu hohes Gras oder zu trockene Regionen meiden sie.

Kommunikation

Um gemeinsam zu handeln müssen sich Wildhunde gut verständigen können. Die Kommunikation untereinander erfolgt über Gerüche, Gesten und einer Vielzahl von verschiedenen Lauten. Die Laute zum Verständigen klingen wie helles Vogelgezwitscher oder wie glockenähnliches Bellen.

Ernährung

Ins Beuteschema fallen Tiere vom Kleinwild in Hasengröße über Warzenschweine und Gazellen bis hin zu Zebras und Streifengnus. Die größeren Tiere erlegen die afrikanischen Wildhunde nur, wenn diese krank oder geschwächt sind. Aber auch kleine Beutetiere wie Insekten und Nagetiere gehören auf den Speiseplan von Wildhunden. Der afrikanische Wildhund kann mit einer Mahlzeit je nach Größe sechs bis acht Kilogramm Fleisch zu sich nehmen.

Hätten Sie's gewusst?

Das Märchen Hyänenhunde seien blutrünstige Tiere, die weit mehr Beutetiere töten, als sie verzehren, Antilopen aus ganzen Landstrichen vertreiben und auch dem Mensch gefährlich werden ist schlichtweg frei erfunden. Leider hat so ein schlechter Ruf den Nachteil, vor menschlicher Verfolgung nicht mehr sicher zu sein. So wurde das Tier an den Rand der Ausrottung gebracht.

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